Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (JP). Yvonne Bathen grinst über das ganze Gesicht als der kleine Plüschpapagei das laute Lachen von Jenny Röschmann wiedergibt. Auch die Fragen, die Röschmann der schwerstmehrfachbehinderten Frau im Rollstuhl stellt, plappert der Vogel nach. Bathen wirft dem Tierchen einen gezielten Blick zu und wartet darauf, dass es wieder etwas von sich gibt.
Das "Labertier", wie die sprechenden Kuscheltiere genannt werden, dient Jenny Röschmann vom Verein Gemeinnützige Werkstätten Oldenburg nicht nur der Kontaktaufnahme, es steckt viel mehr dahinter. Röschmann ist Teilnehmerin der anderthalbjährigen Weiterbildung zur Fachberaterin für Unterstützte Kommunikation, von der ein Modul in der Diakonischen Stiftung Wittekindshof stattfindet. Annika Lange-Kniep, Leiterin des Wittekindshofer Büros für Leichte Sprache, referiert über Diagnostik in der Unterstützten Kommunikation, unterstützt wurde sie von Kerstin Rüster, von der Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation, die die Weiterbildung konzipiert hat, und Dr. Susanne Mischo von der Universität Köln. "Menschen mit Behinderung sind häufig aufgrund ihrer Beeinträchtigung auf individuelle Unterstützung in der Kommunikation angewiesen. Das können Gebärden, Talker, das Zeigen auf Bilder oder Sprachcomputer sein. Dazu muss aber zunächst herausgefunden werden, auf was die Menschen reagieren, etwa auf akustische oder optische Reize. Ziel ist es, zu lernen, die beste Möglichkeit zur Kommunikation für jeden Menschen zu finden. So kann Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben enorm gefördert werden", erklärt Lange-Kniep.
Welches Kommunikationsmittel das richtige?
Die Teilnehmenden der Weiterbildung kommen aus der ganzen Republik - von Hamburg bis zum Bodensee - sie arbeiten alle mit Erwachsenen in unterschiedlichen Einrichtungen der Behindertenhilfe, etwa in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), Wohneinrichtungen oder Tagesförderstätten. "Die Kollegen sollen lernen, Sicherheit in der Diagnostik zu erlangen. Dazu stellen wir verschiedene Instrumente vor: Fragebögen, die auch Angehörige und nahestehende Mitarbeitende einbeziehen, Beobachtungsprotokolle oder Videoanalysen. Um praktische Erfahrung zu sammeln, haben wir Menschen mit Behinderung eingeladen, die bislang noch keine Hilfsmittel nutzen. Die Teilnehmenden sollen erarbeiten, welches Kommunikationsmittel das richtige für die entsprechende Person ist. So kann Kommunikation im Alltag verbessert und intensiviert werden. Menschen mit Behinderung können ihre Wünsche, Gefühle und Bedürfnisse besser äußern, was zu mehr Zufriedenheit führt", erklärt die Wittekindshofer Fachberaterin für Unterstützte Kommunikation.
Weitere Beratungsgespräche
Jenny Röschmann hat mit dem Laber-Papagei herausgefunden, dass Yvonne Bathen stark auf akustische Signale reagiert und viel von ihrem Umfeld wahrnimmt. Ein erster Schritt, um das beste Hilfsmittel zu finden. "Dafür sind aber noch weitere Beratungsgespräche und -situationen notwendig. Dafür reicht die Zeit nicht aus. Aber eine Basis ist geschaffen", erklärt Annika Lange-Kniep. Das Wittekindshofer Büro für Leichte Sprache wird Yvonne Bathen nun weiter begleiten.