Hartmut Krotki fährt seinen PC hoch, ein paar Klicks und der Computer spielt einen Walzer. Schwungvoll bewegt er sich im Dreivierteltakt - im Sitzen, denn das Laufen fällt dem Senior zunehmend schwerer. Wie er die Walzerdatei zielgenau gefunden hat, ist ein Rätsel, denn Hartmut Krotki kann nicht lesen. Auf seinem Computer sind weder Siri noch Alexa installiert. Die modernen Sprachassistenten würden dem Mann, der seit fast 60 Jahren in Wittekindshofer Wohnhäusern lebt, nicht helfen.
Kommunikation ohne Worte
Hartmut Krotki spricht nicht mit Worten, aber kommuniziert mit Mimik, Gestik, ein paar Gebärden und vor allem Zeigen auf Gegenstände und Fotos. Sein souveräner Umgang mit dem PC erklärt sich wahrscheinlich damit, dass er technikbegeistert, ehrgeizig und vielseitig interessiert ist. Die 20 Uhr Nachrichten im Fernsehen lässt der Senior nur ungern ausfallen. Sein neuestes Computerspiel ist ein Flugsimulator. Er hat eine große DVD-Sammlung, guckt in seinem Zimmer gerne in Ruhe einen Film, aber nutzt auch jede Gelegenheit für Ausflüge im Rahmen der Tagesstrukturierenden Angebote oder mit seiner Wohngruppe im Gerahaus.
Das Tablet als ständiger Begleiter
Seine neuste technische Errungenschaft ist ein Spezial-Tablet. Es gehört der Krankenkasse, ist an seinem Rollator befestigt und damit immer griffbereit. Wenn er vor dem Abendessen gefragt wird, was er trinken möchte, schaltet er sein Tablet ein und nach wenigen Klicks ist klar und deutlich "Bier" zu hören. Das Tablet ist mit einer Sprachsoftware ausgestattet. Für jedes Wort gibt es eine Taste mit einem Bild.
Neue Worte für das Tablet
Den Umgang mit dem neuen Tablet trainiert Hartmut Krotki mit seiner Bezugsmitarbeiterin Ann-Kathrin Schöne und ihren Kollegen. Obwohl die Mitarbeitenden zusätzliche Orientierungshilfen durch Schriftsprache haben, findet Hartmut Krotki die meisten Wörter schneller. Die Mitarbeitenden können nach individuellen Wünschen und Bedürfnissen Worte und Texte einsprechen. Das erste waren die Namen der Mitarbeitenden und Mitbewohner, dann folgte das Sortiment der Kellerbar. Das Voice Pad, wie das Spezial-Tablett offiziell heißt, ermöglicht dem 74-Jährigen ganz neue Selbstständigkeit, aber kommt auch seiner humorvollen Ader entgegen.
Das Tablet ermöglicht Teilhabe - auch beim Humor
Als ihn ein Gast gefragt hat, worauf er gerne reitet, obwohl überall in seinem Zimmer Pferde zu sehen sind, hat er kurzerhand die Taste für Hühner gedrückt. Auch wenn seine Handmotorik manchmal unkontrolliert ist und er deswegen auch eine Griffschablone auf seinem Tablet hat, war das kein Fehler. Sein Lachen hat keinen Zweifel gelassen: "Doofe Fragen verdienen doofe Antworten!" Bisher haben Hartmut Krotki dafür die Worte gefehlt, dank Voice-Pad kann er jetzt auch diesen Spaß mitmachen.